Bed bugs
Ich muss zugeben: Was bed bugs (Bettwanzen) sind, das wusste ich vor dieser Reise noch nicht. Im Nachhinein ist es ein kleines Wunder, dass uns dieses Problem nicht früher schon einmal erwischt hat. Denn die kleinen Plagegeister sind weltweit auf dem Vormarsch und in Hotels rund um den Globus anzutreffen.


Die Bed bugs sind etwa sechs Millimeter groß – und ernähren sich von Blut. Dazu stechen sie ihr Opfer. Dieser Stich wird nicht sofort bemerkt, da die Einstichstelle zunächst betäubt wird. Erst nach einigen Stunden oder Tagen tritt recht heftiger Juckreiz auf.


Typisch ist, dass mehrere Stiche nebeneinander platziert werden (so genannte „Straßen“) - wie hier an meinem Ellenbogen. „Unsere“ bed bugs hatten sich in jenem Wohnmobil eingenistet, das wir Ende März 2014 bei Cruise America in Las Vegas angemietet hatten.

Nach einigen Tagen traten bei mir zahlreiche Stiche auf. Nach einigem Rätselraten war bald klar: Bed bugs (Bettwanzen)! Abends konnten wir sie mit der Taschenlampe "erwischen" (sie verstecken sich extrem gut)! Ca.30 Tiere konnte ich "killen". Spezielles Spray schien jedoch nicht zu wirken. Am nächsten Abend krabbelte es wieder...
Ich hatte ca. 100 Stiche, die für starken Juckreiz sorgten.

Wir nahmen Kontakt mit der Traveller Assistance von Cruise America auf. Da waren wir leider von einer Station weit entfernt. Dennoch wurde uns Hilfe für den nächsten Tag versprochen und eine Hotel-Übernachtung zugesagt. Auf sie verzichteten wir. Schließlich fürchteten wir, dass längst unser Gepäck mit Bed bugs durchsetzt ist - und wir dann die Viecher ins Hotel tragen, ohne es zu wollen. Die Hilfe am nächsten Tag gab es natürlich nicht. Vor Ort (Carlsbad NM) sei das nicht möglich.
Nach zahlreichen Telefonaten (immer wieder musste ich anrufen, Rückrufe von Cruise America gab es nicht, vielmehr die Aussage "Melden Sie sich, dann geht es nicht unter") war klar: Das Fahrzeug sollte in Albuquerque gewechselt werden. Den Ernst der Lage (insbesondere mit Blick auf unser Gepäck) hatte aber offenbar niemand begriffen.
In Albuquerque angekommen, mussten wir feststellen, dass Cruise America dort auf einem KOA-Campingplatz seinen Sitz hat. Es gab nur einen Ansprechpartner - und der war erst nach vier Stunden für uns greifbar. Ein Austauschfahrzeug habe er nicht! Es war ein absolutes Desaster, was wir dort erlebten. Nur zufällig kam kurz vor Feierabend ein Wohnmobil unerwartet zurück, das wir dann bekommen sollten - ohne jede Zwischeninspektion, ohne Reinigung seitens Cruise America.

Allerdings sollten wir zunächst unser Gepäck reinigen (Wäsche in Wäschetrockner erhitzen, Koffer wegschmeißen). Cruise America sagte telefonisch zu, die Kosten hierfür zu übernehmen. Dennoch waren wir bei dieser Aktion absolut auf uns gestellt. Der Cruise-America-Angestellte vor Ort weigerte sich teilweise, direkt mit uns in Kontakt zu treten. Er hatte Angst vor den bed bugs! So weigerte er sich auch, das neue Fahrzeug zu betreten und zwei kleine Defekte in Augenschein zu nehmen bzw. zu reparieren (darunter einen Wasserhahn in der Dusche, so dass wir in der Folge dort nur heiß duschen konnten).
Wir wechselten das Fahrzeug und fuhren weiter. Immer in der Sorge, dass einzelne bed bugs doch mit gewechselt waren. Wir telefonierten immer wieder mit Cruise America, wie man uns helfen könne, unser Gepäck vor der Rückreise nach Deutschland verlässlich zu desinfizieren. Mal vertröstete man uns, mal antwortete man gar nicht auf E-Mails, mal wurde versprochen, dass man sich kümmert. Es passierte nichts.
Nach fünf Tagen tauchte eine bed bug im neuen Wohnmobil auf! Sie hatte sich im Innenfutter eines Brillenetui versteckt! Ich hatte das Etui beim Wechsel des Wohnmobils genau angeschaut. Aber diese Viecher sind wirklich clever beim Verstecken.
Für Cruise America war das kein Grund zum Handeln! Vielmehr wurde ich drei Tage später an die Vermietstation in Las Vegas verwiesen. Die sei nun zuständig. Denn mit dem neuen Fahrzeug sei ja alles in Ordnung.
Inzwischen bemühten wir uns um eine Lösung in Deutschland, organisierten einen Schädlingsbekämpfer, der unser Gepäck desinfizieren sollte. An eine Lösung in den USA glaubten wir nicht mehr.
Auf eine Diskussion am Abreise-Tag in Las Vegas wollte ich mich nicht einlassen. So fuhren wir entgegen der ursprünglichen Planung drei Tage vorher zurück nach Las Vegas. Und dort passierte, was wir nicht mehr für möglich hielten: Wir wurden von einem Pest Controller erwartet! Der Chef der Niederlassung hatte das organisiert. Und mehr noch: Er nahm sich persönlich Zeit, um uns den ganzen Nachmittag zu begleiten und alles mit uns zu erledigen. Kleidung desinfizieren, neue Koffer kaufen, Hotel organisieren. Die Kosten übernahm Cruise America komplett - und zahlte uns die gesamte Wohnmobil-Miete zurück. Er war der erste Cruise America-Mitarbeiter, der begriff, was da passiert war! (Und wohl auch, dass eine Klage für Cruise America teurer werden würde).
So hatten wir noch drei schöne letzte Tage in Las Vegas vor der Rückreise.
Dennoch: So hätte Cruise America zwei Wochen vorher beim Tausch in Albuquerque reagieren müssen. Der Urlaub war massiv von den Problemen mit den bed bugs geprägt. Der Juckreiz war zwar nach einer Woche weg. Die Sorge vor den Viechern begleitete uns aber die ganze Zeit. Dazu viele Telefonate, E-Mails, Gedanken...
Ganz schlimm war auch die Reaktion von Dertour, über die wir gemietet hatten. Die verwiesen nur auf Cruise America. Auf meine Mails, dass von dort keine Hilfe kommt (was anfangs ja so war), kam auch von Dertour nichts mehr. Absolutes Schweigen.