Garden
Route
Südafrika -
das ist Kapstadt und das Kap der guten Hoffnung, das ist Johannesburg und
der Krüger Nationalpark. Diese Assoziationen fallen den meisten Europäern
ein. Südafrika ist aber auch die Garden Route. Und warum wir hier
so viele Deutsche trafen, verwunderte nach acht Tagen nicht mehr. Diese
Region ist wirklich ein Traum!
Die Garden Route
ist die Region zwischen Mossel Bay und Port Elizabeth - vielleicht aber
auch etwas länger oder kürzer. So genau hat das noch niemand
definiert. In jedem Fall ist damit der Bereich zwischen den küstennahen
Gebirgen und dem Indischen Ozean gemeint. Eine Region mit relativ vielen
Niederschlägen (erfreulicherweise kaum während unseres Aufenthaltes)
und daher mit üppigen Wäldern, die Urwäldern gleichen, tiefen
Flusstälern, die in den Ozean münden, teilweise felsigen Küsten
- teilweise aber auch traumhaften Sandstränden.
Und das hier war
unser Blick von unserem Quartier in Wilderness. Ich hatte es nach längerer
Suche im Internet entdeckt. Eine kleine Pension mit zwei Zimmern ("Solliez
B&B"), die wir acht Tage für uns hatten. Inklusive Pool und absolut
traumhafter Aussicht auf den Indischen Ozean. Von der Terrasse, die etwa
20 Meter über dem Strand "thronte", konnten wir den Blick streifen
lassen über die Wellen.
Und eben diese Wellen
genossen Jan und Julia besonders. Der Indische Ozean ist hier auch Anfang
April (also am Beginn des Herbstes auf der südlichen Halbkugel) noch
angenehm warm. Die Wellen kommen im 30-Sekunden-Takt und laden zum Surfen
auf dem Mini-Brett ein. Das geht auch sehr strandnah, so dass es insgesamt
sehr ungefährlich war. Wirkliches Schwimmen war hier weniger möglich.
Da waren die Wellen eher hinderlich. Zudem gibt es in diesem Bereich starke
Strömungen, so dass es gefährlich ist, hinaus zu schwimmen.
Wilderness ist unserer
Überzeugung nach ein idealer Ort an der Garden Route, sind von hier
aus doch alle schönen Ziele nach Westen, Osten und Norden gleichermaßen
gut erreichbar. In einer Viertelstunde ist George erreicht, die nächst
größere Stadt mit allem, was man braucht von Supermärkten
bis hin zu vielen Restaurants. Dorthin führt übrigens auch eine
Eisenbahnlinie, die vom "Outeniqua Choo-Tjoe Train" befahren wird. Ein
Tipp: Sollten Sie mit dieser historischen Dampflok fahren wollen, sollten
Sie vorab buchen. Wir entschlossen uns am letzten Tag erst kurzfristig
zu einer Fahrt - und hatten Pech. Dabei hätte die Fahrt auch über
die vielfotografierte Eisenbahnbrücke über den Kaaimans River
geführt, der hier ins Meer mündet. Das obige Foto entstand am
"Dolphins Point", einem kleinen Parkplatz an der N2.
Und auch dieser
Blick ging vom Dolphins Point aus - nur in die andere Richtung: Neben den
vielen Wellen ist auch der Sandstrand von Wilderness zu sehen.
Etwas oberhalb von
Wilderness führt ein kleiner Wanderweg zum "Big Tree", einem alten
und sehr hohen Yellowwood-Baum. Der ist an sich zwar sehr interessant.
Spektakulärer fanden wir den Rundweg durch den Wald, der wirklich
einem Urwald ähnelte. Die Stille wurde hier von vielfältigem
Vogelgezwitscher unterbrochen. Immer wieder ragten verwachsene und bewachsene
Bäume empor. Wer, wie wir, nur "kultivierte" Wälder kennt, kann
hier nur staunen!
Wilderness liegt
aber auch am östlichen Ende des Wilderness National Park. Er umfasst
den Mündungsbereich des Touw River, einen 18 Kilometer langen Strandabschnitt,
eine Lagune, den Serpentine River und vor allem einige Seen. Hier kann
vor allem gewandert und mit dem Kanu gefahren werden. Beides taten wir
entlang des "Kingfisher Trail". Wir wanderten ihn allerdings nicht komplett
ab, sondern genossen nach heftigem Auf und Ab entlang des Serpentine-Flusses
vor allem die Ausblicke...
Ein Tagesausflug
führte dann Richtung Osten zum Tsitsikamma Coastal National Park.
Auf dem Weg dorthin überquerten wir auch die Bloukrans River Bridge.
Sie ist mit 216 Metern die höchste Brücke an der Garden Route
- und hat eine besondere Attraktion zu bieten: Gemäß "Guiness-Buch
der Rekorde" findet hier der höchste kommerzielle Bungee-Sprung der
Welt statt. Wir hatten das Glück, gleich zwei Sprünge zu erleben
- allerdings nur als Zuschauer aus der Distanz zum "View Point" am östlichen
Ende der Brücke aus.
Im Tsitsikamma Coastal
National Park lockt die Überquerung der Suspension Bridge. Sie führt
über die Mündung des Storms River in den Indischen Ozean. Die
Hängebrücke liegt am Ende einer kurzen Wanderung durch den Wald
und bietet in beide Richtungen tolle Ausblicke: Einerseits auf die hereinstürzenden
Wellen des Ozeans, andererseits in das tiefe Tal, das der Fluss hier gegraben
hat. Wir gingen dann auch noch auf der anderen Seite zu einem ausgeschilderten
"View Point" weiter, fanden den Ausblick aber nicht so spektakulär
- vor allem gemessen am wirklich heftigen Aufstieg.
Und noch einen,
ganz anderen Höhepunkt erlebten wir an der Garden Route. Nachdem wir
uns gegen einen Besuch im Krüger Nationalpark entschieden hatten (das
erschien uns in Verbindung mit Kapstadt und der Garden Route für gut
zwei Wochen Urlaub einfach zu viel), lockte hier die "Botlierskop Game
Farm" ("Game" steht hier für "Wild" und nicht für "Spiel"!).
Der Tipp unserer Gastgeberin in der Solliez B&B hätte nicht besser
sein können. Zwar sieht man hier nicht alle Mitglieder der "Big 5"
(u.a. keine Elefanten). Dennoch kam bei uns echtes Safari-Feeling auf,
als es rund drei Stunden durch das riesige Gelände ging.
Teilweise fast Auge
in Auge waren wir hier mit Böcken, Giraffen und letztlich auch Löwen
konfrontiert. Da die "Botlierskop Game Farm" nicht primär von Touristen,
sondern vom Verkauf der Tiere an andere Tierfarmen lebt, war die Tour durchaus
erschwinglich (ca. 55 Euro für die 4köpfige Familie). Die Tiere
leben hier in einem 1250 Hektar großen Gelände und können
sich hier frei entfalten. Die Farm-Verwaltung sorgt vor allem für
eines: für das natürliche Futter (meist Pflanzen).
Die Löwen sind
dabei in einem abgetrennten Bereich untergebracht. Humorige Antwort des
Fahrers, warum das so ist: "They would eat our profit". So stand für
uns der Blick auf den "König der Tiere" am Ende eines unglaublich
beeindruckenden Vormittages. Die Ruhe, mit denen die Tiere in einer natürlichen
Umgebung beobachtet werden konnten, war beeindruckend.
Eigentlich wollten
wir von George aus mit dem "Outeniqua Choo-Tjoe Train" in Richtung Knysna
fahren, erhielten aber leider keine Fahrkarten mehr. Stattdessen blieben
wir im Eisenbahn-Museum von George "hängen", was insbesondere Julia
und Jan begeisterte. Im Gegensatz zu den meisten europäischen Museen
gab es die historischen Dampfloks und Waggons hier nämlich nicht nur
zum Anschauen. Folglich wurde jeder Führerstand erklettert...
Am Ende unserer
acht Tage stand für uns fest: So fasziniert waren wir wohl noch von
keinem unserer Urlaubsquartiere! Der abendliche Blick von der Terrasse
in Wilderness mag fast schon kitschig wirken - aber er ließ schnell
den Wunsch aufkommen, irgendwann einmal zurückzukehren!